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Haus Fido – eine Spurensuche und die behutsame Sanierung

9. April 2022

Das kleine Haus Fido in Dortmund, Baujahr 1954, nach der behutsamen Sanierung durch den Hausherrn und BDA-Architekt Thomas Schmidt 2020. Beim Häuser-Award – Partnerpreis von G+J und BDA wurde es jetzt ausgezeichnet. Foto: Joachim Schumacher

„21,7 Millionen Gebäude Umdenken – Umnutzen – Umbauen“ lautet das Thema der diesjährigen BDA-Landesreihe. Mit dem Satz „Mehr Umbau wagen. Was wir für die Zukunft des Bestehenden brauchen“ ist der 17. BDA-Tag im Mai in Nürnberg überschrieben. Bauen im Bestand ist das Gebot der Stunde! Da passt das kleine Haus Fido in Dortmund genau ins Bild und Aufgabenfeld.

Für den lobenswerten Umgang mit der Bausubstanz und einem besonders nachhaltigen Ansatz erhielt der Dortmunder Architekt Thomas Schmidt, der diesen kleinen Haus-Schatz aus den 1950er-Jahren einst entdeckt und aus dem Dornröschenschlaf geweckt hatte, beim „Häuser Award 2022“ eine Auszeichnung. Beim Kooperationspreis von BDA und dem Medienunternehmen Gruner + Jahr stand diesmal der Suffizienz-Gedanke im Vordergrund. Der Wettbewerb selbst trug das Motto: „Mehr draus machen!“

Die Jury, bestehend aus Susanne Wartzeck (BDA), Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Anne Zuber (Häuser), Julia Erdmann (JES) und Thomas Penningh (VPB), wählte das Haus unter die Finalisten und zeichnete das sanierte Gebäude aus den 1950er Jahren für die „gelungene, sensible und nachhaltige Umgestaltung“ aus.

Die Sanierung im Sinne der Suffizienz verzichtet bewusst auf große Eingriffe: kein neuer Flächenverbrauch, keine großen Mengen Abrissmaterial, keine neue Erschließung – der ökologische Fußabdruck muss minimal, der Erhalt von bestehender Altbausubstanz maximal sein. Beim Haus Fido waren das unter anderem die alte Fliesenfassade, die Haustür, die Holzfenster, der Natursteinboden im Treppenhaus und in den Fluren, die Heizkörperverkleidungen und die Natursteinflächen draußen. Sämtliche neuen Materialien (z.B. Holz, Steinzeug, mineralische Farben, Naturhaarteppich, 3-Fachverglasung, LED) wurden im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ausgewählt. Der Anteil der neuen Bausubstanz beträgt nur ca. 13% am Gesamtobjekt, dadurch wird auch der CO2 Verbrauch, im Gegensatz zum Neubau, stark reduziert – damit natürlich auch die Baukosten.

Nach der Sanierung ist Thomas Schmidt sicher: „Ein Gebäude, das schon 65 Jahre überstanden hat, wird für die nächsten 30 bis 40 Jahre bereitstehen, ohne neue Energie für das (Neu-)Bauen zu verschwenden. Es muss nicht immer neu gebaut werden. Baukultur und Baugeschichte bleiben auch für die nächsten Generationen erhalten und wir schützen unsere Umwelt. Es geht um den Blick für Ganze.“

Haus Fido, Gartenansicht. Foto: Joachim Schumacher

Das kleine Haus in Dortmund war in einem erbärmlichen Zustand, als Thomas Schmidt es zum ersten Mal sah. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Bei Recherchen stieß Thomas Schmidt dann auf seinen Architekten Fido Spröde und begab sich auf eine auch für ihn spannende Spurensuche. Nomen est Omen, meint Dortmunds Denkmalschützer Michael Holtkötter, der sich seit rund 30 Jahren immer mal wieder mit Fido Spröde beschäftigt, wie er berichtet.  „Es war unheimlich schwer, etwas über diese Person herauszufinden, weil kaum etwas zu seiner Biografie, seinem beruflichen Werdegang und zu den Bauten zu finden war, die er außerhalb von Dortmund realisiert hat“, berichtet Holtkötter. Er konnte mit Glück und Fleiß einige Mosaiksteinchen zusammentragen und ist aktuell dabei, aus den Informationen so etwas wie ein Manuskript zu machen, damit die zusammengetragenen Puzzleteile nicht wieder verloren gehen.

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Denkmalschützer sortiert die Puzzleteile

Die Geschichte Fido Sprödes liest sich bisher so:

Fido Spröde wurde am 1.Juni 1907 in Unna geboren. Sein Vater war Anstreicher. Seit April 1946 war er bis zu seinem Tod am 24. April 1988 unter dem vollen Vornamen Friedrich Heinrich in der Stadt Dortmund gemeldet. Als Wohnadresse wird in den Melderegistern die Kronprinzenstraße 46 angegeben. Das Grundstück bebaute Spröde 1954/55 mit einem Mehrfamilienhaus.

Fido Sprödes vielleicht bekanntestes Gebäude ist das

Fritz-Henßler-Haus, Haus der Jugend / Haus der Bildung Bornstraße 1 (Bauherrin: Stadt Dortmund, Architekten: Fido Spröde und Dietrich Gerlach,  Einweihung: 25. 10.1956)
Das Haus steht unter Denkmalschutz.
Zu den wichtigeren Bauten, die auch die Vielseitigkeit Sprödes zeigen, gehören:

Reifen-Werkstatt Darley, Märkische Straße 16-20

Bürogebäude der Deutschen Beamtenversicherung, Heiliger Weg 3-5

Ehemalige Ländliche Centralkasse, Bissenkamp 8-10

Geschäftshaus Cramer und Meermann, Hansastraße (heute kaum mehr wiederzuerkennen)

Die Mehrzahl der Bauten von Spröde, der auch Mitglied im BDA war, seien stark überformt, so dass man sich kaum mehr identifizieren könne, so Holtkötter. Es gibt auch noch Objekte, von denen er nicht weiß, wo sie sich befinden, wie beispielsweise ein Pumpenhaus für die Emschergenossenschaft oder eine Einfamilienhaus, das einst in der Zeitschrift „Der Architekt“ publiziert wurde. Merkwürdig sei auch, dass Sprödes architektonisches Schaffen offenbar um 1960 ende. Danach konnte Holtkötter ihm kein Objekt mehr zuordnen. Da war der Mann aber gerade einmal 57 Jahre alt, lebte aber noch fast 30 Jahre.
Dagmar Spielmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Baukunstarchiv NRW, hat leider fast gar nichts über Fido Spröde. Es bleibe ein Traum, sagt sie, endlich ein Verzeichnis der Dortmunder Baugeschichte der Nachkriegszeit zu haben. Es gäbe mehr über die 1920er und 1930er-Jahre als über Gebäude der 1950er- und 1960er-Jahre. Wurden diese später abgerissen, seien Bauakten wohl auch einfach „atomisiert“ worden, weiß die Wissenschaftlerin. Simone Melenk